
Am Donnerstag, den 26. November 2015, traf sich der Kulturkreis zum alljährlichen Vor-Advent Abend in der Martin-Luther-Stube. Die Tische – zu einem grossen Tisch zusammengeschoben – waren wunderschön geschmückt mit Engeln, Kerzen Tannenbäumchen aus Holz und mehr. Jedes Stück hatte eine Geschichte und Helga und Hartmut erklärten diese auf meine neugierigen Fragen. Andrea und Tilmann hatten ihre Gitarren mitgebracht und die Liederhefte, wir anderen was zum Knabbern und Trinken. In der fröhlichen Runde wurde vorgelesen, erzählt und gesungen und ein Gedicht, von Helga vorgetragen, war besonders eindrucksvoll:
Die Geschichte einer Kerze
Nun habt Ihr mich angezündet und schaut in mein Licht.
Ihr freut Euch an meiner Helligkeit, an der Wärme, die ich spende.
Und ich freue mich, dass ich für Euch brennen darf. Wäre dem nicht so,
läge ich vielleicht irgendwo herum zu nichts von Nutzen.
Sinn bekomme ich erst dadurch, dass ich brenne.
Aber ich weiß es wohl, je länger ich brenne, um so kürzer werde ich,
um so mehr neige ich mich meinem Ende zu. Ihr werdet dann sagen:
„abgebrannt“, und das, was von mir übrig bleibt, wegwerfen.
Ich weiß, es gibt nur diese beiden Möglichkeiten für mich:
Entweder ich liege irgendwo herum, unangerührt, vergessen, im Dunkeln
– oder aber ich brenne, werde kürzer, gebe alles her, was ich habe,
Zugunsten des Lichtes und der Wärme. Damit führe ich mein eigenes Ende
herbei. Und doch, ich finde es sinnvoller und schöner, etwas von mir
hergeben zu dürfen, als kalt zu bleiben und irgendwo herumzuliegen.
Bedenkt, so ist es auch mit Euch Menschen! Entweder Ihr zieht Euch zurück,
bleibt für Euch, erhaltet Euch – und es bleibt kalt und leer -, oder Ihr geht auf
die Menschen zu und schenkt Ihnen von Eurer Wärme und Liebe,
dann erhält Euer Leben Sinn. Es ist ausgefüllt. Aber Ihr wißt es,
dafür müßt Ihr etwas von Euch selbst hergeben, etwas von Eurer Freude,
von Eurer Herzlichkeit, von Eurem Lachen
– wenn Ihr könnt, – vielleicht etwas von Eurer Traurigkeit.
Ich meine, Ihr solltet nicht ängstlich darauf bedacht sein, Euch selbst zu
bewahren. Ich meine, nur wer sich verschenkt, wird reicher.
Nur wer andere froh macht, kann selbst froh werden.
Nur wer Licht ist für andere, wird selbst Licht empfangen.
Je mehr Ihr für andere brennt, desto heller wird es in Euch selbst.
Ich glaube, bei vielen Menschen ist es nur deshalb so düster, weil sie klagen
und murren, weil sie sich scheuen, auch an andere zu denken,
anderen Licht zu bringen. Sie haben‘ immer noch nicht begriffen.
Ein einziges Licht, das brennt, ist mehr wert, als alle Dunkelheit der Welt.
Lasst Euch ein bisschen Mut machen von einer kleinen Kerze!
Tilmann meinte zum Abschluss des gemütlichen Abends: für mich bedeutet diese alljährliche Zusammenkunft der Auftakt zur Weihnachstzeit. Jetzt kann ich mich richtig freuen. Ich glaube, dass wir uns alle seiner Meinung anschliessen konnten. Eine fröhliche Adventszeit wünschen wir uns alle.