Geschichte der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche Sydney

Die Geburtsstunde unserer Gemeinde in Sydney schlug im Jahre 1866 und zwar genau am Mittwoch, den 28 Februar 1866.

Sydney war eine aufstrebende Metropole in der ehemaligen Sträflingskolonie Neu Süd Wales. Die sogenannte “Transportation”, d.h. die Sträflingsverschickung hatte 1853 offiziell aufgehört. Die Bevölkerung wuchs in allen Australischen Kolonien. In NSW allein von ca. 200.000 im Jahre 1851 auf 360.000 im Jahre 1861. Sydney mit 137.000 Einwohnern (Metropolitan Area) wurde eine richtige Stadt mit schönen öffentlichen und privaten Gedäuden.

Auch eine nicht unbeträchtliche deutsche Gemeinde hatte sich in Sydney angesiedelt. Was vielfach unbekannt ist, war die Südsee zu dieser Zeit fast ein deutsches Meer. Deutsche Handelhäuser, allen voran die Hamburger Firma Cäsar Godeffroy, hatten wahre Handelsimperien in der Südsee aufgebaut. Godeffroys hatten zwar ihren Hauptstützpunkt woanders, in Samoa, unterhielten jedoch Verbindungen zu der wachsenden Südseemetropole Sydney.

Die aufstebende Hafen- und Industriestadt Sydney hatte auch viele Kirchen, aber eben keine Gemeinde, in der auf Deutsch gepredigt werden konnte. Neidisch sah man auf Melbourne, wo bereits im Jahre 1853 die noch heute bestehende Dreifaltigkeitsgemeinde gegründet wurde.

In der “Vorberathung” zur Gründungsversammlung sagte der Vorsitzende, ein Herr A. Schadler, der die Versammlung einberufen hatte, dass er sich einen “liberalen Gottesdienst wünsche, an dem alle Protestanten teilnehmen könnten”.

Diese Vorberathung fand am 15. Februar 1866 im ‘Frankfort Hotel’ in Sydney, das an der Ecke Pittstreet und Marketstreet lag und heute nicht mehr besteht, um 7 Uhr Abends statt. Die eigentliche Gründungsversammlung war dann am Mittwoch, den 28. Februar 1866 in den Clark’s Assembly Rooms. Diese lagen an der Elizabeth Street Ecke Hunterstreet und sind heute durch andere Gebäude ersetzt.

Zu dieser Versammlung gibt es einen Aufruf in deutscher Sprache im Sydney Morning Herald vom Samstag, den 24. Februar 1866.

Im Sydney Morning Herald vom 3. Marz 1866 wird von einer “zahlreich und respektabel besuchten Versammlung” von ca. 200 Personen berichtet. Einstimmig wurde der Beschluss gefasst, eine deutschsprachige Gemeinde in Sydney zu gründen, die “Deutsch-evangelische Kirche” heissen sollte. Diese Bezeichnung wurde damit begründet, dass der Begriff ‘evangelisch’ sowohl Lutheraner als auch Reformierte umfasse. Gespendet wurden an jenem Abend 165 Pfund. Das entsprach einem Betrag von 9900 preussischen Thalern (Reichsmark gab es noch nicht), ein sehr stattlicher Betrag. Man hat dann auch gleich den ersten Pfarrer der Gemeinde gewählt, den jungen Theologen August Ludwig Heyde (oder Heide). Er hatte die Gemeinde mit zwei Predigten an konsekutiven Sonntagen beeindrucken können. Der Bericht im Sydney Morning Herald spricht von einem bemerkenswertem Zufall, dass ausgerechnet zu der Zeit in der über die Gründung einer Kirche in Sydney nachgedacht wurde, “ein talentierter Pfarrer, der nichts mit den hiesigen Institutionen zu tun habe” in Sydney erschienen sei. Könnte man von Gottes Fügung sprechen?

Leider wissen wir nicht so viel von unserem ersten Pfarrer. Es gibt kein Bild von ihm. Aus Zeitungsberichten wissen wir jedoch, dass er aus Preussen stammte, bereits im März 1866 als Pfarrer der Deutschen Evangelischen Kirche offiziell registriert wurde und von der Regierung von Neu Süd Wales die Befugnis erhielt, Traungen vorzunehmen. Ende Juli 1866 wurde er von dem sehr bekannten Pfarrer der presbiterianischen Kirche in Sydney, Dr. John Dunmore Lang, in sein Amt eingeführt. In einem Zeitungsartikel im Sydney Morning Herald wird darüber diskutiert, warum ein lutheranischer Pfarrer von einem presbiterianischen Pfarrer eingeführt werden könne. Es wird darauf hingewiesen, dass in Preussen die Lutheraner und Reformierten, worunter auch die Presbiterianer zu fassen seien, vereint seien. Dr. Lang, der aus Schottland stammte, war eine grosse Persönlichkeit in der jungen Kolonie. Er spielte auch politisch eine grosse Rolle. Von ihm wird berichtet, dass er auf der Überfahrt von England nach Australien Deutsch gelernt habe und dann in Australien viele Predigten auf Deutsch gehalten und auch Trauungen deutscher Ehepaare vorgenommen habe. Es zeugt für die gute Vernetzung der jungen deutschen Gemeinde, dass Dr. Dunmore Lang die Amteinführung des ersten deutschen Pfarrers übernahm.

Trotz dieses guten Anfangs kündigte Heyde bereits zwei Jahre später, 1868, seine Stellung. Er soll dann Australien verlassen haben, in die Preussische Armee eingetreten und im Deutsch-Französichen Krieg im Jahre 1870/71 gefallen sein.

Die Namen der Mitglieder des Gründungsvorstandes von 1866 sind uns bekannt. Es waren Herr Hamburger als Vorsitzender, Herr Hagen als Schatzmeister und die Herren Schadler, der die Gründungsversammlung einberufen hatte, Kirchner, Hinsch, Frerichs, Te Kloot und Lamy.

Herr Hamburger war ein einflussreicher und wohl auch recht wohlhabender Kaufmann in Sydney. Über Herrn Kirchner schreibt der australische Historiker Jürgen Tampke, dass er eine Agentur für deutsche Einwanderung gegründet hatte. Über die Te Kloots können wir im Sydney Morning Herald lesen, dass zwei Kinder Te Kloot später von Pastor Schenk in unserer Kirche konfirmiert wurden.

Da die Gemeinde 1866 noch kein eigenes Gotteshaus hatte, dieses schöne, in dem wir uns jetzt befinden, wurde erst in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts gebaut, hielt man Gottesdienste in Clark’s Assembly Hall oder in dem Saal der öffentlichen Bibliothek in der Bent-Street ab.

Über den Fortgang der Gemeindearbeit geben die Protokolle über die Kirchenvorstandssitzungen, damals noch “Comitee-Sitzungen” genannt, Auskunft. Sie sind alle wohlverwahrt in der Staatsbibliothek von Neu Süd Wales und können von jedem, der Interesse hat, eingesehen werden. Der erste Band umfasst alle Comitee-Sitzungen von 1866 bis 1909. Allerdings leider mit einer Lücke von 1868 bis 1873. Über das was mit der Gemeinde in der Zeit nach dem Fortgang von Pastor Heyde geschah, kann nur spekuliert werden. Das Kirchenbuch zeigt einen Eintrag am 30 April 1868, was ungefähr mit dem Weggang von Pastor Heyde zusammenfällt. Der nächste Eintrag stammt dann vom 4. Februar 1873. Eine Erklärung für die Lücke ist möglicherweise, dass von 1868 bis 1873 die Pfarrstelle verwaist war. In der Tat trat erst 1873 ein neuer Pfarrer sein Amt an.

Es war Pastor Gottlob Wilhelm Wörner.

Er brachte neues Leben in die Gemeinde und gab wichtige Impulse für deren Wachsen. Verbunden mit seinem Namen ist vor allem der Kauf des Bauplatzes für den Bau der Kirche, in dem die Gemeinde noch heute Gottesdienst feiert. Das Grundstück wurde für 464 Pfund Sterling, das sind 9.280 Reichsmark, gekauft.

Pastor Wörner, 1841 in Wildberg im Schwarzwald geboren, hatte seine Ausbildung als Pfarrer bei der Baseler Mission erhalten. Die Baseler Mission, aus der viele Pfarrer in Australien kamen, war, obwohl sie die fundamentale Doktrin des evanglischen Protestantismus lehrte, aus Prinzip überkonfessionell.

Obwohl Pastor Wörner noch ein junger Mann war – das Foto, das wir von ihm haben zeigt ihn nach der Mode der Zeit mit Vollbart lebens-und kraftvoll – war es ihm nicht vergönnt, das Beziehen des neuen Gotteshauses durch die Gemeinde mitzuerleben.

Er starb bereits im August 1879 mit nur 38 Jahren an der Schwindsucht. Er wurde auf dem Friedhof in Rockwood beigesetzt.

Pastor Wörners Tod war ein schwerer Schlag für die Gemeinde. Sie führte jedoch, anders als in den Jahren zwischen 1868 und 1873, unbeirrt und zielstrebig das Kirchenleben und den Kirchenbau fort. In einer Urkunde zur Grundsteinlegung des Kirchengebäudes aus dem Jahre 1882 wird erwähnt, dass nach dem Tod von Pfarrer Wörner die sonntäglichen Gottesdienste unter der Leitung von Herrn J.A. Engel, dem Besitzer der Gutenberg-Druckerei in der York-Street, regelmässig fortgeführt wurden.

Im Jahre 1882 legte die Ehefrau des damaligen deutschen Generalkonsuls Dr. Krauel, des ersten deutschen Berufskonsul in Sydney, den Grundstein für den Kirchenbau. Frau Krauel bemühte sich auch sehr erfolgreich um die Finanzierung des Baus. Sie tat es so gut, dass die Kirche bei Fertigstellung keine Schulden hatte. Das ist eine grosse Leistung, da der Bau immerhin 2000 Pfund Sterling kostete, das war die stolze Summe von 40.000 Reichsmark! Der Architekt war T. Dixon Chater. Von ihm wissen wir aus Annoncen im Sydney Morning Herald aus der Zeit, dass er ein sehr bekannter und vielbeschäftigter Architekt gewesen sein muss.

In der zitierten Grundsteinlegungs-Urkunde wird auch zum ersten Mal der Name von Pastor Hermann Herlitz aus Melbourne erwähnt, der als Förderer und Schutzengel unserer Gemeinde über Jahrzehnte hinweg agieren sollte. Pastor Herlitz stammte aus einer jüdischen Familie aus Neisse im damaligen Schlesien, bekehrte sich zum Christentum und wurde in der Baseler Mission zum Theologen ausgebildet. In Australien bekleidete er das wichtige Amt des Präses der evangelisch-lutherischen Synode von Victoria. In dieser Eigenschaft leitete er nicht nur die Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung des Kirchengebäudes hier in der Goulburn-Strasse am 28. Januar 1882, sondern kam auch wieder zur Eröffnung des Gotteshauses und am 30. März 1884 zur Einführung von Pastor Georg Schenk.

Die guten Beziehungen zwischen den beiden einzigen deutsch-sprachigen evangelischen Gemeinden in Australien sollten über die Jahrzehnte fortbestehen und bestehen heute noch. Worauf wir später noch kommen werden, hat sogar ein Pfarrer, Pfarrer Kostizen, in beiden Gemeinden gewirkt.

Pfarrer Herlitz und Pfarrer Schenk haben durch eine jahrzehntelange Dienstzeit, Herlitz 52 Jahre und Schenk 48 Jahre in ihren jeweiligen Gemeinden diese geprägt und durch gute und schlechte Zeiten geführt. Obwohl für unsere Gemeinde Pastor Schenk von grösserer Bedeutung ist, war Pastor Herlitz stets ein guter Geist und hat der Gemeinde in schweren Zeiten und Krisen beigestanden. Pfarrer Herlitz hatte auch eine Krise in seiner Gemeinde durchzustehen. Diese Erfahrung hat ihm wohl auch geholfen, unserer Gemeinde beizustehen.

Pastor Georg Schenk diente unserer Gemeinde 48 Jahre, von 1884 bis 1932. Seine Ehefrau war viele Jahre an der deutschen Schule in Sydney tätig. In einem Aufsatz über ihn heisst es: “Man vergegenwärtige sich , dass also die Geschicke der Gemeinde von Bismarcks Tagen bis gegen Ende der Weimarer Republik in den Händen eines und desselben Mannes gelegen haben. Dies ist umso bedeutungsvoller, als nach den bescheidenen Sydneyer Anfängen, nach den wiederholten Unterbrechungen mit dem Kommen von Pastor Schenk ein geordnetes Gemeindeleben überhaupt erst seinen Anfang nimmt.” Unter Pastor Schenk wird auch beschlossen, die Gemeinde fortan “evangelisch-lutherisch” zu bezeichnen. Der geordnete Gang der Kirche mit regelmässigen Gottesdiensten und regelmässigen Vorstandsitzungen wurden durch ihn gewährleistet.

Aber in seine Amtszeit fielen auch schwere Krisen der Gemeinde.

Pastor Herlitz nahm darauf Bezug als im Jahre 1909 feierlich das 25. Jubiläum der Amtseinführung von Pastor Schenk begangen wurde.

In seiner Festansprache bezeichnet er Pastor Schenk als jemanden mit dem er “in inniger, auch nicht durch den geringsten Hauch getrübter Freundschaft” verbunden gewesen sei. Er fährt fort, dass er wisse, welch schwere Zeiten Pastor Schenk durchgemacht habe, sodass, “wenn seine bisherigen Amtsjahre, wie dies sonst bei besonders schwierigen Stellungen geschieht, doppelt zählten, er heute eigentlich sein 50jähriges Jubiläum feiern könnte”.

Was kann Pastor Herlitz mit den “schweren Zeiten” gemeint haben?

Er bezieht sich offensichtlich auf die schwere Krise, die die Gemeinde um die Jahrhundertwende betroffen hatte. Es ging dabei vordergründig um das liebe Geld. Aber auch andere Gründe spielten eine Rolle. Mitgliederschwund und eine gewisse Indifferenz der Deutschen Christen in Sydney. Aus den ärgsten Geldnöten half ein “Gnadengeschenk” des deutschen Kaisers, das vom damaligen deutschen Generalkonsul Kempermann vermittelt worden war.

Kaiser Wilhelm II spendete damals 3000 Reichsmark aus seiner Privatschatulle. Der Kirchenvorstand dankte mit einer wohlfomulierten untertänigen Dankadresse.

Damit waren die gröbsten finanziellen Sorgen überwunden.

Aber es ging um den Fortbestand der Gemeinde insgesamt. Pastor Schenk dachte an Rücktritt, da Kritik an seiner Amtführung laut geworden war.

In diesen Krisenzeiten lud der deutsche Generalkonsul mit einem öffentlichen Aufruf an die ‘Deutschen in Sydney’ für den 13. November 1901 zu einer ausserordentlichen Vollversammlung ein. In dieser Versammlung sollten, wie es im Aufruf hiess, “wichtige Beschlüsse, von denen das Fortbestehen der Kirche abhängig sein wird, gefasst werden”. Es ging also um nicht weniger als um das Sein oder Nichtsein der deutschen evangelischen Gemeinde in Sydney. Pastor Herlitz, der eigens aus Melbourne zu dieser Sitzung angereist war, hielt eine aufrüttelnde Rede. Dank seiner und anderer treuer und spendenfreudiger Gemeindeglieder gelang es, sowohl den Fortbestand der Gemeinde und an Pastor Schenk ruhig zu stellen.

Pastor Schenk wurde von der Gemeinde einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. Ein sichtlich gerührter Pfarrer Schenk schöpfte neue Zuversicht und Selbstvertrauen. Er sollte der Gemeinde mit Gottes Hilfe noch weitere 32 Jahre dienen.

Aber die Gemeinde und er sollten vor noch vor andere grosse Herausforderungen gestellt werden. Zuerst waren die Geldsorgen nicht behoben. Die Gemeinde steckte in Schulden. In der Gemeinde versammlung vom 28. April 1913 erklärte Pastor Schenk, dass er danach strebe, die Gemeinde völlig schuldenfrei zu bekommen.

Aber es sollte noch schlimmer kommen. Der erste Weltkrieg mit all seinen Schrecken spiegelte sich im Gemeindeleben wider.

Obwohl die Kirchenbücher eigentlich nie etwas über die politischen Ereignisse der Zeit enthalten, gibt es einen Vermerk über den Ausbruch des 1. Weltkriegs:

Am 4. August 1914 vermerkte Pfarrer Schenk zum Schluss der Protokolls über die Vorstandssitzung vom selben Tag folgendes: “Grossbritannien erklärt am 4. August an Deutschland den Krieg. Der Weltkrieg beginnt.”

Wenige, aber dafür um so prägnantere Worte, die eine Zeitwende markieren!

Der fürchterlichste Krieg, den die Menschheit bisher erlebt hatte, hatte begonnen. Wer hätte damals gedacht, dass derselben Generation ein noch schlimmerer, noch grausamerer Krieg bevorstehen sollte.

Die ersten Auswirkungen des Krieges waren, dass deutsche Männer aus Sydney und Umgebung im Lager Holsworthy interniert wurden. Überraschenderweise konnte das Gemeindeleben jedoch weitergehen. Auch durfte weiterhin auf Deutsch durch die ganze Kriegszeit hindurch gepredigt werden. Im Protokoll der Gemeindeversammlung vom Sonntag, den 13. April 1916 wird Pastor Schenk zitiert, der ausführte, dass gewiss das verflossene Kriegsjahr ein sorgenvolles gewesen sei, anderserseits sei aber auch “Grund für Lob und Dank dafür, dass die Gemeinde sich noch ihrer Muttersprache bedienen dürfe”. Auch noch 1918, in der Versammlung vom 28. April, sprach er davon, dass die Gemeinde der Zukunft getrost in die Augen blicken solle. Er fuhr fort: “Der bis jetzt geholfen habe, werde auch weiterhin helfen. Die Gemeinde solle sich als loyale Australier zeigen, dabei aber im Herzen gut deutsch bleiben”. Trotz dieser ermutigenden Worte bleibt festzuhalten, dass die Gemeinde durch die Kriegsereignisse verringert, finanziell geschwächt und von der Umgebung mit Misstrauen betrachtet wurde. Die, wie sich Pastor Herlitz einmal ausgedrückt hatte, “Deutschste aller deutschen Institutionen in Sydney” musste sich ducken, um die Kriegszeit überleben zu können.

Nach dem ersten Weltkrieg und noch in der späteren Amtszeit von Pastor Schenk besserte sich die Situation ein wenig, da Einwanderung wieder möglich wurde.

Die Gemeinde und Pastor Schenk hatten dann auch noch den Sprachenstreit durchzustehen. Es ging um den Gebrauch der deutschen Sprache im Gottesdienst. Es ist schon fast paradox, dass, obwohl in der ganzen Zeit des 1. Weltkriegs auf Deutsch gepredigt werden konnte, die lutherische Synode im Jahre 1923 beschloss, den Gottesdienst in englischer Sprache zu halten. Unsere Gemeinde, die sich an diesen Beschluss nicht hielt, kehrte der lutherischen Synode den Rücken und schloss sich der EDK (Evangelischer Deutscher Kirchenbund, Vorgänger der EKD) an. Das geschah im Jahre 1929.

Im selben Jahr 1929 brach die Weltwirtschaftskrise aus, ‘the Great Depression’.

Sie nötigte die Gemeinde zu grösster Sparsamkeit. Der Haushalt von 1931 sieht Jahresausgaben von 38 Pfund Sterling vor. Da wurde in der Tat Schmalhans Küchenmeister! Obwohl das Pfund damals mehr wert war als heute, kann man sich kaum vorstellen, wie ein Wirtschaften überhaupt möglich war.

Noch in der Weltwirtschaftskrise nahm Pastor Schenk 1932, in seinem 73. Lebensjahr, nach 48 ½ Dienstjahren den Abschied. Vielgeliebt und hochgeehrt ging er nach Deutschland zurück, wo ihm allerdings nur ein kurzer Ruhestand beschert war. Er starb bereits ein Jahr später. Sein Nachfolger war Pastor Gustav Lahusen. Pastor Lahusen war keine so lange Dienstzeit vergönnt; er kehrte bereits 1939 nach Deutschland zurück.

Zu Pastor Gustav Lahusen gibt es noch Zeugnisse aus jüngerer Zeit von Gemeindegliedern. Ausserdem hat die Ehefrau von Pastor Lahusen, Maria Lahusen, einen Bericht über ihren Ehemann für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand verfasst.

Pastor Lahusen war 42 Jahre alt als er seinen Dienst in Sydney antrat. Er wurde als guter Prediger gelobt, der “mit gleicher Treue seinen Dienst an der weihnachtlichen Festgemeinde wie an den wenigen Gottesdienstbesuchern eines Schlechtwetter-Sonntags” versah. Wir haben leider keine ‘pod-casts’ seiner Predigten, sondern müssen uns mit seinen Jahresberichten begnügen, die er in schriftlich- gedruckter Form von 1933 bis 1939 verfasste.

Sie geben das Bild eines von tiefen Gottvertrauens geprägten Mannes, der jedoch eher grübelnd als von fröhliche Zuversicht, nach dem Lutherwort “und wenn die Welt morgen unterginge, würde ich heute mein Bäumlein pflanzen”, geprägt war. Die Zeitläufte und wohl auch die Entwicklung in Deutschland müssen ihn, der der bekennenden Kirche zuzurechnen war, schwer zugesetzt haben. Sein Jahresbericht 1939 ist Zeugnis dafür. Er stellt ihn unter das Petrus-Wort: “Die erwählten Fremdlige der Zerstreuung.” Er führt aus, dass, “wer Gott und seinem Christus zu eigen wurde, der gehört innerlich in die Welt nicht mehr hinein, der ist im tiefsten Grunde von ihr geschieden.” Den 54. Jahresbericht (1937) stellte er unter das Wort Christi: “wer nicht für mich ist, der ist wider mich” und im 56. Jahresbericht (1939) schrieb er: “Darum ist und bleibt es Christenlos, in spannungsreicher Bewegung zu leben”. Alles in der Tat Worte, die auf eine nachdenkliche, kritische Sicht hindeuten, zu der er wohl auch im Hinblick auf die Gesehnisse im fernen Europa Anlass hatte.

Aber in seine Amtszeit fielen bedeutende Ereignisse, die festlich begangen wurden und ihren Niederschlag im Gemeindeleben fanden. Dazu gehörten der Flottenbesuch des Kreuzers “Köln” im Jahre 1933 in dem die gesamte Gemeinde zusammen mit der Besatzung Gottesdienst feierte und einen gemeinsamen Ausflug unternahm. Die Köln befand sich auf einer Ausbildungsreise, die am 8.12.1932, noch in der Zeit der Weimarer Republik begann und ein Jahr lang das Schiff und die fünfhundertvierzehn Mitglieder der Besatzung um die ganze Welt führte.

Die Presse in Sydney berichtete ausführlich über diesen Besuch im Mai 1933. Das Wappen von Köln erregte grosse Neugier und wurde ausführlich erläutert. Kapitän Schniewind wird damit zitiert, dass er sagte, dass er nirgendwo auf seiner langen Reise um die Welt auf Anzeichen von feindlichen Gefühlen gestossen sei. Es sei, als ob jeder sagen wolle: ‘es ist vorbei, es ist vergessen, lasst es genug sein.’ Das war 1933, nur 6 Jahre später befand man sich wieder in neuen, noch schlimmeren Krieg.

Ein weiteres Grossereignis war Im Jahr 1934 der Trauergottesdienst für den verstorbenen Reichspräsidenten v. Hindenburg.

Pastor Lahusen würdigte in seiner Predigt die Verdienste des Verstorbenen, erwähnte jedoch mit keinem Wort den damaligen Reichskanzler. Das wurde, nach Aussagen seiner Frau, sofort von Hitler-Anhängern kritisch vermerkt. Im Jahre 1935 wurde mit einem Festgottesdienst der Volksabstimmung im Saarland gedacht.

Den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlebte Pastor Lahusen nicht mehr in Sydney. Die Gemeinde hätte den offensichtlich sehr beliebten Pastor, unter dessen Leitung die Gemeinde von 161 auf 320 Migleider angewachsen war, noch gern weiter bei sich behalten und bot ihm eine Verlängerung seines Vertragen an. Er lehnte jedoch ab und kehrte 1939 nach Deutschland zurück. Leider gestaltete sich sein Leben in Deutschland allerdings nicht so wie er sich wohl erhofft hatte. Bereits die Rückreise, die eigentlich, nach langer, erfolgreicher Tätigkeit in Sydney, eine entspannte, freudige Angelegenheit hätte werden sollen, wurde, nach dem Bericht seiner Ehefrau, zum Alptraum. Auf dem deutschen Schiff herrschte ein fürchterliches Spitzelwesen, das nichts Gutes für die Zukunft in Deutschland erwarten liess. Zurück in Deutschland eckte Pastor Lahusen immer öfter mit dem Nazi-Regime an. Voll schlug das Regime im Jahre 1941 zu. Pastor Lahusen wurde von einem Sondergricht in Koblenz zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe auf Grund des sogenannten ‘Heimtückegesetzes’ verurteilt. Die Tatbestände, die zu seiner Verurteilung führten, waren u.a. folgende: Er soll einmal gesagt haben, dass der Krieg ‘eine Strafe Gottes sei’. Ausserdem soll er gesagt haben: “Hier [in Deutschland] könne man ja gar nichts mehr sagen”. Das Sondergericht legte diese Aussage dahingehend aus, dass er damit habe sagen wollen, dass es in Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr gäbe! Pfarrer Lahusen hatte wohl durchaus recht, dass es im Nazi-Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr gab. Er musste für die Ausübung seiner Meinugsfreiheit mit einer Gefängnisstrafe büssen.

Gott sei Dank wurde dieses Unrechtsurteil nach dem zweiten Weltkrieg aufgehoben und Pastor Lahusen völlig rehabilitiert. Er wirkte in Deutschland noch viele Jahre als Gemeidepfarrer.

Aber nun zurück zu der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Pastor Lahusen hatte am 19. März 1939 seinen Abschiedsgottesdienst gefeiert, der neue Pfarrer, Pastor Wittmann, wurde eine Woche später, am 26. März 1939 in sein Amt eingeführt. Nur sechs Monate später brach der 2. Weltkrieg aus. In der Kirchenvorstandssitzung vom 4. September 1939 weist Pastor Wittmann auf die Kriegserklärung Englands hin. Der Kirchenvorstand beschliesst daraufhin, keine Annonce mehr im Sydney Morning Herald einzustellen. Das waren die erste Reaktion auf den Kriegsausbruch!

Sonst geschah fast nichts. Es geht nun weiter mit den monatlichen Kichenvorstandssitzungen als wäre nichts geschehen, durchaus entsprechend dem ‘drole de guerre’, dem ‘Sitzkrieg’ oder auf English der ‘phony war’, der bis Mai 1940 in Europa herrschte: Kirchenvorstandsitzung am 9.10.1939, am 30.10.1939, am 27.11.1939, am 8.1.1940, am 5.2.1940, am 4.3.1940, am 8.4.1940, am 6.5.1940. Dann, plötzlich, eine Unterbrechung: Der nächste Eintrag im Kirchenbuch stammt vom 22. April 1951!

Für das was in den Jahren 1940 und 1951 geschah gibt es nicht nur Geschichtsbücher sondern ganz konkret, auf unsere Gemeinde bezogen, einen Vermerk im Kirchenbuch.

Der Leser wird sich daran erinnern, dass es in unseren Kirchenbüchern bereits einmal, zwischen 1868 und 1873 eine solche Lücke gab. Während wir für jene Zeit auf Spekulationen über die Gründe angewiesen sind, hat für den Hiatus zwischen 1940 und 1951 ein gewissenhaftes und an den zukünftigen Chronisten denkendes Gemeideglied eine Erklärung in Form eines in das Kirchenbuch eingeklebten Vermerks gegeben. Leider ist der Urheber dieses Vermerks nicht zu ermitteln; er (oder sie) hat ihn nicht unterschrieben. In dem Vermerk heisst es, dass Pastor Wittmann am 6. Juni 1940 interniert wurde. Das Gemeindeleben sei völlig zum Erliegen gekommen. Erst im Jahre 1946 sei Pfarrer Wittmann aus der Internierung zurück gekommen und der Gottesdienst konnte wieder aufgenommen werden. Der erste Gottesdienst der Nachkriegszeit wurde dann am 1.12.1946 gefeiert.

Warum gab es aber dann doch keinen Eintrag in den Kirchenbüchern bis 1951? Der Grund ist folgender: Die Kirchenbücher waren in einem Safe verwahrt, dessen Schlüssel verloren gingen und erst 1951 wieder aufgefunden wurden!

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg kann man als eine gute Zeit für die Gemeinde betrachten. Pfarrer Wittmann prägte das Wort von der “Blütezeit der Gemeinde” in seinem Grusswort zum 100jährigen Bestehen der Gemeide. Politische Stabilität, wirtschaftlicher Aufschwung und die Einwanderungswelle nach dem 2. Weltkrieg bringen neues Leben in die Gemeinde. Im Jahre 1971 erreichte diese Einwanderungswelle ihren Höhepunkt. Es gab in jenem Jahr 110.811 Deutsche in Australien. Manche Gemeideglieder, die in jener Zeit als junge Menschen zur Gemeinde stiessen, sind durch Gottes Gnade noch heute unter uns und können Zeugnis ablegen von jener Zeit.

Die Gemeinde kam zurück in ihr altes Gotteshaus, unsere schöne Kirche in der Goulburn-Strasse. Zusätzliche Räume im Dibelius Haus wurden errichtet, das Altenheim, die ’Allambie Lutheran Homes for retired people’, die besonders mit dem Namen unseres damaligen Pfarrers Waldemar Kostizen verbunden sind, gebaut und insgesamt die kümmerlichen Verhältnisse der ersten Nachkriegsjahre überwunden.

Pfarrer Wittman schrieb in seinen Grusswort zum 100 Jahrestag auch etwas, was heute noch Gültigkeit hat und was lohnt, wörtlich wiedergegeben zu werden:

Es ist uns ein geistliches Erbe anvertraut, das nicht nur in die Reformationszeit zurückreicht, sondern vielmehr auch in den vergangenen Jahrzehnten deutscher Kirchengeschichte – mit Kirchenkampf und Bekennender Kirche – seine Wurzel hat und dessen Früchte gerade in einer deutschen Gemeinde bewahrt und weitergereicht werden wollen”.

Er ging dabei auf etwas ein, was die Nachkriegsgeneration in Deutschland miterleben konnte: eine selbstbewusste, starke deutsche evangelische Kirche, die wie Gold im Feuer geläutert, aus der Nazizeit hervorging, dank bekennender Kirche, und Namen wie Bonhöffer, Niemöller, Herden, Meiser, Wurm und andere.

Das evangelische Staatslexikon schreibt dazu:

Der Kirchenkampf hat eine umfassende theologische und kirchenrechtliche Neuorientierung, die von massgebenden Einfluss auf die Gegenwartslage der Evangelischen Kirche gewesen ist, bewirkt.”

Einer der Helden des Kirchenkampfes kam auch zu uns in die Gemeinde und dieser Besuch war bestimmt auch einer der Höhepunkte im Gemeindeleben der Nachkreigszeit: Es war der Besuch von D Martin Niemöller, des streitbaren, wortgewaltigen, furchtlosen aber auch umstrittenen Kirchenpräsidenten der Nassauischen Kirche. Niemöller, im ersten Weltkrieg Marineoffizier und Kommdant eines U-Boots, hatte unter dem Naziregime leiden müssen. In der Nachkriegszeit war er streitbarer Gegner der Wiederbewaffnung Deutschlands und deshalb eine umstrittene Figur im politischen Leben. Dass die Gemeinde diesem grossen Besuch mit gemischten Gefühlen entgegensah, beweist ein Eintrag im Protokoll der Kirchenvorstandssitzung vom 28. August 1949 mit dem Beschluss, Pastor Niemöller, “wenn irgend möglich, nahezulegen, in seiner Predigt irgendwelchen politischen Fragen aus dem Wege zu gehen”.

Ob diese Bitte bei Pastor Niemöller angekommen ist und ob er sich daran gehalten hat ist nicht bekannt. Auf alle Fälle war der Besuch ein Riesenerfolg. Noch Jahre danach erinnerte man sich in den Kirchlichen Nachrichten an diesen aussergewöhnlichen Besuch.

Ein weiteres grosses Ereignis aus jener Zeit, das von der Verbundenheit unserer Gemeinde mit der EKD zeugt, war der Besuch von Bischof Dibelius in Sydney im Februar 1956. Die Ratstagung des Weltbundes der lutherischen Kirchen hatte Dibelius nach Sydney geführt. Es wird berichtet, dass die Kirche überfüllt war, als er am 5. Februar 1956 in Anwesenheit unseres damaligen Pastors Wittmann und Pastors Steininger aus Melbourne über Psalm 116,15; predigte: “Der Himmel allenthalben ist des Herrn; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben”. Am Tag vor seiner Abreise, am Sonntag, den 19. Februar, hielt er nach einem anstrengenden Besuchsprogramm zur Überaschung der Gemeinde noch eine Predigt. Unser Gemeindeblatt berichtet von “ereignisreichen Tagen, die in der bisherigen Geschichte der Gemeinde einzigartig dastehen”.

Es gibt auch noch etwas nachzutragen von unserem Pastor Lahusen. Er war ein Mann der gewaltigen Worte.

Er kam zur Weihnachtszeit 1953 zurück nach Sydney auf Besuch. Natürlich nicht als Tourist, sondern, seinem Naturell entsprechend, übernahm er gleich vier Gottesdienste und hinterliess einen starken Eidruck. In den Kirchlichen Nachrichten vom Februar 1954 heisst es dazu: “Die Möglichkeit, einmal einen ‘Gastprediger’ zu hören, ist für unsere Gemeide an sich schon ein Ereignis, um so mehr, wenn wir in einer solch aufrüttelnden, zur persönlichen Entscheidung und Erneuerung drängen Weise angesprochen werden. Wir haben wahrlich für mehr zu danken als nur für eine willkommene Abwechslung.”

Pastor Lahusen wurde also seinem Ruf wieder einmal voll gerecht.

Unser Pfarrer zur damaligen Zeit war Pastor Wittmann, der uns noch bis zum Jahre 1960 erhalten blieb. Er hat der Gemeinde 21 Jahre, die Internierungsjahre eingerechnet, gedient.

Als sein Nachfolger wurde Pastor Kostizen gewählt. Waldemar Kostizen, 1922 in Litauen geboren, nach Kriegsteilnahme Theologiestudium in Deutschland Pfarrer in der hannoverischen Landeskirche. 1960 wurde er an unsere Gemeinde berufen und diente ihr 11 Jahre lang bis 1971. Sein Bemühen galt dem Altersheim, den bereits erwähnten Allambie Lutheran Homes, die unter seiner Amtszeit eröffnet wurden. Als besondere Auszeichnung wurde ihm die geistliche Betreuung der damals noch (1964) gesamtdeutschen Olympiamannschaft bei den Olympischen Spielen in Tokyo anvertraut. Pfarrer Kostizen kehrte nach seiner Amtszeit bei uns in Sydney nach Deutschland zurück, wurde jedoch nur wenige Jahre später, 1975, Pfarrer an unserer Schwestergemeinde in Melbourne. Dort blieb er bis 1982, blieb dann weiter in Australien, wo er betagt und hochgeehrt im Jahre 2000 verstarb.

In seine Amtszeit fiel auch der 100. Jahrestag der Gründung der Gemeinde.

Er wurde feierlich begangen mit grosser Beteiligung der Gemeinde, Gästen aus Deutschland und unter Anwesenheit des Leiters des Aussenamts der EKD, D Adolph Wischmann.

2016 feierten wir den 150. Jahrestag der Gründung unserer Gemeinde. Wir sind jetzt mit Gottes Segen über die 150 Jahr-Marke hinaus. In der Zeit seit 1966 hat sich viel getan.

Wir waren damals, zur Einhundertjahrfeier 1966, noch voll im Kalten Krieg, Deutschland war noch geteilt. Man kann sagen, dass die Entwicklung der letzten 50 Jahre fast ebenso dramatisch gewesen ist wie die der voraufgegengenen 100 Jahre. Aber eben doch, Gott sei Dank, ohne die schrecklichen Erlebnisse der beiden Weltkriege in den ersten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts. Viele der Gemeindeglieder kennen diese Zeit aus eigenem Erleben. Die Zeittafel am Ende fasst die wichtigsten Daten auch dieser letzten Jahre zusammen. Auf ein Ereigniss im geistlich-organisatorischem Bereich sei allerdings doch noch gesondert hingewiesen:

Es ist die Wiederherstellung der Bindungen zur Lutheran Church of Australia. Sie wurden, wie wir erfahren haben, wegen des Sprachenstreits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts abgebrochen. 1972 wurden sie wiederhergestellt. Wir stehen nun mit zwei festen Beinen verwurzelt sowohl in Deutschland mit der EKD als auch in Australien mit der hiesigen Lutheran Church of Australia.

Für das Leben der Gemeinde gilt auch heute noch das Wort von Bischof Lilje. das er uns 1966 zugedacht hatte.

Der Herr der Kirche hat den Dienst seiner Verkündiger, die Treue und den Eifer der Mitarbeiter im Kirchenvorstand und der Gemeindeglieder mit seinem Segen begleitet und diese Gemeinde als lebendige Steine am Bau seiner Kirche bestätigt.”

Chronogische Aufstellung der wichtigsten Daten der Geschichte der Martin-Luther-Kirche in Sydney

28. Februar 1866 Gründung der deutschen evangischen Kirche in Sydney. Ziel: Abhaltung eines liberalen Gottesdienstes, an dem alle Protestanten teilnehmen können (Auszug aus Protokoll der “Vorberathung” zur Gründungsversammlung). Erster Pfarrer: Kandidat A.O. Heyde

1868 bis 1873 pastorenlose Zeit. Keine Einträge im Kirchenbuch

1873 Pastor Gottlob Wilhelm Wörner Pfarrer der Gemeinde

1878 Ankauf des Grundstücks in der Goulburnstrasse und Planungen für den Kirchenbau

1879 Tod von Pastor Wörner, wiederum pastorenlose Zeit bis 1884

1882 Grundsteinlegung für den Kirchenbau in der Goulburnstrasse

1883 Einweihung des Kirchengebäudes in der Goulburnstrasse

1884 Pastor Schenk zum Pfarrer der Gemeinde gewählt. Er wird der Gemeinde 48 Jahre lang bis 1932 dienen. Seine Ehefrau unterrichtet an der deutschen Schule

1901 bis 1902 finanzielle und geistliche Krise der Gemeinde. Pastor Schenk denkt an Rücktritt.

Bemühungen innerhalb der Gemeinde und “kaiserliche Spende” helfen, die Krise zu überwinden.

1914 bis 1918 Erster Weltkrieg. Deutsche Männer werden interniert im Lager Holdsworthy bei Liverpool. Gottesdienst kann jedoch weitergeführt werden, sogar in deutscher Sprache.

1928 offizielle Verbindung mit dem Aussenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland

1932 Pastor Lahusen als Nachfolger von Pastor Schenk gewählt

1933 offizieller Besuch des Kreuzers “Köln” in Sydney. Gemeinde an Feierlichkeiten anlässlich des Besuchs beteiligt

1939 Pastor Lahusen kehrt nach Deutschland zurück, wo er als ein der ‘Bekennenden Kirche’ Nahestehender vom Nazi-Regime verfolgt wird und nach dem ‘Heimtücke-Gesetz’ zu einer Haftstrafe verurteilt wird

1939 Pastor Wittmann tritt als Nachfolger von Pastor Lahusen seinen Dienst an

September 1939 Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Kirchenarbeit geht vorerst weiter

Juni 1940 (6.6.1940) Internierung von Pastor Wittmann und anderer Deutscher. Einstellung der Gottesdienste. Kirchengebäude in der Goulburnstrasse wird requiriert.

1946 Internierungslager geschlossen. Freilassung der deutschen Internierten, darunter auch Pastor Wittmann. Wiederaufnahme der Gottesdienste in der alten Kirche in der Goulburnstrasse. Am Sonntag, den 1.Dezember 1946 erster Gottesdienst nach dem Weltkrieg.

1949 D. Martin Niemöller, Vorsitzender des Aussenamts der EKD besucht Sydney und die Gemeinde

März 1951 Auffinden der Protokollbücher des Kirchenvorstands aus der Vorkriegszeit

Fünfziger Jahre: Aufschwung der Gemeinde in der Nachkriegszeit durch Auswanderungswelle aus Deutschland

1956 offizieller Besuch des Ratspräsidenten der EKD, Bischof Otto Dibelius in Sydney. Er hält Predigten in der Martin-Luther-KIrche

1958 Feierlichkeiten anlässlich 75 Jahre Deutsche Ev. Luth. Kirche in Sydney (berechnet ab Einweihung des Kirchengebäudes im Jahre 1883)

1960 Amtsantritt von Pfarrer Waldemar Kostizen

1966 Einhundert Jahre deutsche Gemeinde in Sydney. Gründung des deutschen Altenheims in Allambie Heights unter Anwesenheit des Präses des Aussenamts der EKD, D. Adolph Wischmann.

1970 Amtsantritt von Pastor Dietmar Sandeck

1972 Wiederherstellung der Bindungen an die “Lutheran Church of Australia”

1974 Beitritt der Gnadenfrei-Gemeinde in Chester Hill in unsere Gemeinde

1978 Amtsantritt von Pastor Wolfgang Wiedemann

1990 Amtsantritt von Pastor Dirk Römmer. Umbauten im Innern des Kirchengebäudes.

Kirche in der Golbournstrasse erhält den offiziellen Namen: “Martin-Luther-Kirche”

Pastor Römmer dazu: “Der Name legt die Identität fest und zwar in zweifacher Weise: Konfession und Sprache sind klar.”

1991 125-Jahr-Feier der Gründung der Gemeinde im Jahre 1866

1997 bis 2000 Pastor Horst Sauer

2000 bis 2001 Pastoren Hermann und Ilse Goeckenjan

2001 Amtsantritt von Pastor Peter Ausserwinkler

2008 125-jähriges Jubiläum der Einweihung des Kirchengebäudes in der Goulburnstrasse

2008 bis 2009 Pastor Dierk Wnendt

2009 bis 2010 Pfarrstellenvertreter Pfarrer Michael Petzoldt

2010 bis 2012 Pfarrerin Daniela Konraedi

2012 bis 2013 Vikarin Hanna Wagner

August 2013 bis Januar 2019 Pastorin Andrea Pistor und Pastor

Thomas Dietl

März 2019 bis August 2019 Pastorin Uta Ausserwinkler (Vakanzvertretung)

August 2019 Amtsantritt von Pastor Christian Hohl

 

(Rainald Roesch)